Die Simulation eines Seilrisses beim Windenstart gehört mit zu den theoretischen und praktischen Inhalten bei der „Ausbildung zum Windenschlepp für Gleitschirme„. Eigentlich klar, denn ein Seilriss kann immer mal auftreten. Theoretisch so weit, so gut. In der Praxis ist das dann schon etwas anders, so geschehen bei einem Passagierflug am letzten Samstag auf dem Schleppgelände an der Halde Norddeutschland.

Der angehende Tandempilot Bernd Böing berichtet:

Nach einem normalen Start bei schwachen Wind in einer Höhe von ca. 20 Metern war schlagartig die Zugkraft weg – mein Gedanke „was ist jetzt – Fehlklinkung?“. Aber zum langen Nachdenken war gar keine Zeit, denn der Schirm beschleunigte stark und wollte mit aller Macht nach vorne. Es hat sich ausgezahlt, dass wir derartige Situationen schon öfter mal geübt haben, denn wie lautet der alte Lehrsatz: alles was schnell ist, musst du bremsen. Also den Schirm am vorschießen hindern, anbremsen, Schirm stabilisieren, eigentlich völlig unspektakulär, wenn man denn schnell genug reagiert.

Beim Tandem ist man aber nicht alleine, und darum ist das ganze schon etwas komplexer, denn nahezu gleichzeitig musste noch die Passagierin auf die baldige Landung vorbereitet werden (in diesem Fall einfach, da A-Schein Pilotin, die wusste, was sie erwartet). Das ist möglicherweise bei flugunerfahrenen Gästen schon schwieriger. Nur gut, dass wir tatsächlich bis zur Sicherheitshöhe noch laufbereit waren und deshalb auch ohne Probleme einlanden konnten.

Mein Fazit: mit dem Schlimmsten rechnen, auf keinen Fall zu früh ins Gurtzeug setzen und immer wieder einmal über notwendige Reaktionen bei Störungen nachdenken. Und ein Sicherheitstraining hat auch noch niemandem geschadet.

Was war passiert?

Das Vorseil – inklusive Bremsfallschirm und Reffseil – waren noch mit dem Piloten verbunden. Die Sollbruchstelle ist also nicht gerissen! Einen Seilriss in Folge von Al­terung oder Verschleiß des Schleppseils kann auch ausgeschlossen werden, da erst vor zwei Wochen die Doppeltrommelwinde mit neuen Dyneema-Zugseilen ausgerüstet wurde. Die Ursache für den „Seilriss“ lag im Bereich der Verbindung zwischen Schleppseil und Reffseil: der Einbindeknoten des Schleppseils war gerissen!

Dyneemaseile knotet man nicht!

Üblicherweise wird für eine solche Schlaufe ein normaler Sackstich-Knoten verwendet. Es ist bekannt, dass je nach Art des Knotens die Höchstzugkraft von Dyneemaseilen um bis zu 60% reduziert werden kann. Die geringste Belastung verursacht angeblich der Bulin oder Palstek-Knoten, der die Höchstzugkraft „nur“ um ca. 35% mindert.

In der Windenfahrer-Bestimmung des DHV wird empfohlen:

Bei Reparaturen von Kunststoffseilen an stationären Schleppwinden wird häufig das Schleppseil gespleißt, um einen hindernisfreien Seileinlauf in das Rollensystem zu gewährleisten.

Dort findet man auch eine kurze bebilderte Anleitung zur Reparatur eines Dyneema-Schleppseils mittels Spleisstechnik. Bei fachgerechter Ausführung verringert sich die Höchstzugkraft eines gespleissten Seils kaum!

Aber wie spleisst man eine Schlaufe?

Benötigtes Material: Spleissnadel oder Spleissdraht und scharfes Cuttermesser.

  1. Die Nadel in Richtung Seilende ca. 2 cm innen durchführen.
  2. Nun das Seil durch das innere, in Richtung Seilende ziehen.
  3. Die Schlaufe rechts solange ziehen bis sich die Schnur quasi über dem Seil gewendet hat.
  4. Dann geht es weiter um das lose Ende ins innere des Seils zu ziehen.
  5. Das verwuschelte Ende verschwindet nach dem glattziehen im Inneren des Schleppseils!
  6. Und so sieht die Schlaufe aus wenn alles geklappt hat!

Quelle: Ralf Grötzner.

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