Ost-Startplatz auf dem Schleppgelände an der Halde Norddeutschland :: © Martin Speis
Florian und Max waren um kurz vor 13:00 Uhr gestartet und hatten nach 15 Minuten beharr­lichen Suchen endlich den Einstieg direkt über der Halde Norddeutschland gefunden. Mit einer Höhe deutlich über 1.000 m flogen die beiden Richtung NO weg. Die Wolken versprachen zu diesem Zeitpunkt einen guten Streckenflugtag. Wir konnten den beiden nur neidvoll hinterher schauen.

Um so erstaunter waren wir, als sie sich eine halbe Stunde später meldeten und nach einem Rückholer fragten. Beide waren kurz vor dem Rhein gelandet: Max flog eine Strecke von 12,3 km und Florian 14,1 km.

In der Zwischenzeit haben Theo, Jo, Holger und ich ebenfalls versucht den Einstieg in die Thermik zu finden – mit mäßigem Erfolg.

Bei meinem zweiten Versuch sah ich vor der Pappelbaumreihe einen Vogel aufdrehen. Außer ein paar kleinen ruppigen Thermikblasen war dort aber nichts zu holen. Auch über dem Acker vor der Halde bin ich nicht fündig geworden.

Das kann doch nicht wahr sein!

Also wieder zurück zum Startplatz und es erneut versuchen. 😉

Theo und Jo fanden um 14:00 Uhr einen Bart direkt über der Schleppstrecke, in dem sie sich auf knapp 1.000 m hoch arbeiten konnten. Beide landeten aber kurze Zeit später wieder. 🙁 Für Jo war es am Ende ein 6,8 km flachen Dreieck.

1.200 m über der Halde Norddeutschland mit dem Blick Richtung NO auf Repelen, Rheinberg und Dinslaken :: © Martin Speis
Ich stand um 14:20 Uhr zum dritten Mal am Start und wurde von Jürgen auf 290 m hoch gezogen. Nach einigen Suchkreisen fand ich südlich der Schleppstrecke schwaches Steigen. Mit durch­schnittlich 1 m/s ging es auf 500 m rauf. Als das Steigen schwächer wurde, wechselte ich auf die Nordseite und fand hier den ersten guten Bart, in dem es mit teilweise 4 m/s nach oben ging. Mit gut 1.100 m bin ich dann über die A57 zur Halde Pattberg geflogen, wo es in dem nächsten Bart mit 4 m/s auf 1.300 m hoch ging.

Das reicht für die Rheinquerung

Vor Dinslaken hatte ich nur noch 340 m Höhe. Zu wenig um über den Ort zu fliegen. Zum Glück fand ich dann doch noch schwaches Steigen und konnte mich auf 600 m hoch arbeiten. Ich flog dann Richtung NO über die Stadt und verlor dabei rapide an Höhe. Ich hatte mir schon eine Landewiese ausgesucht, als ich den „Bart des Tages“ fand, der mich in 8 Minuten von 200 auf über 1.500 m hoch trug. 😉

Hinter der A3 hier begann für mich fliegerisches Neuland.

Im Osten erkannte ich den Flugplatz „Schwarze Heide“. Nördlich davon drehten zwei Segelflugzeuge über dem ausgedehnten Waldgebiet. Das lag genau auf meiner Flug­richtung und die beiden zeigten mir den Einstieg in den nächsten Bart. So langsam wurde mir klar, welches Potential dieser Tag hatte und noch mehr wurde mir bewußt, das ich einen riesen Fehler gemacht hatte: Ich hatte mich viel zu dünn angezogen. Auf Basishöhe waren es bestimmt weniger als -5°C. Mir war stellenweise so kalt, das ich total am zittern war. Keine guten Voraussetzungen für einen langen Streckenflug in guter Frühjahrsthermik.

Mit 1.100 m ging es über den Wesel-Datteln-Kanal Richtung A31. Auf Höhe der „Witte Berge“ ging es in einem ziemlich ruppigen Bart nochmal auf 1.100 m rauf. An den Windrädern konnte ich erkennen, dass der Wind leicht zugenommen hatte und auf westliche Richtung gedreht hatte. Ich flog noch ein Stück die A31 lang und nördlich an Lembeck vorbei. Ich war völlig durchgefroren und viel zu unkonzentriert um auf den nächsten Kilometern noch irgendwas zustande zu bringen. Nach 50,9 km bin ich vor „Klein Reken“ in der Nähe eines Bauernhofes auf einer Wiese gelandet.

Nachdem ich meine Sachen zusammengepackt hatte, habe ich mich bei Jo und Holger zurückgemeldet, die so nett waren, den Rücktransport für mich zu organisieren.

Wir bauen gerade ab. Nach dir ist keiner mehr hoch gekommen. Außer Theo. Er dreht gerade über der Halde auf.

Ich bin dann zurück zur A31 getrampt und habe mich an der Autobahnausfahrt Lembeck in das McDonalds-Restaurant gesetzt.

Um 18:00 Uhr kam dann Andreas vorbei, der so nett war mich hier abzuholen. Wir haben dann noch gut eine Stunde gewartet und immer wieder versucht Theo auf seinem Handy zu erreichen. Als wir uns schon dazu entschlossen hatten nach Hause aufzubrechen, meldete sich Theo aus dem 40 km entfernten Lüdinghausen.

Ich kann es noch nicht glauben, dass ich bis in meine alte Heimat gekommen bin.

Theo hat mit diesem 78,3 km Flug mal wieder seine Klasse bewiesen. Absoluten Respekt!

Vielen Dank an Jo und Jürgen fürs Schleppen und die anderen Helfer vom Verein Gleitzeit e.V.. Einen besonderen Dank an Andreas für zurückholen.

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