Florian und Max waren um kurz vor 13:00 Uhr gestartet und hatten nach 15 Minuten beharrlichen Suchen endlich den Einstieg direkt über der Halde Norddeutschland gefunden. Mit einer Höhe deutlich über 1.000 m flogen die beiden Richtung NO weg. Die Wolken versprachen zu diesem Zeitpunkt einen guten Streckenflugtag. Wir konnten den beiden nur neidvoll hinterher schauen.
Um so erstaunter waren wir, als sie sich eine halbe Stunde später meldeten und nach einem Rückholer fragten. Beide waren kurz vor dem Rhein gelandet: Max flog eine Strecke von 12,3 km und Florian 14,1 km.
In der Zwischenzeit haben Theo, Jo, Holger und ich ebenfalls versucht den Einstieg in die Thermik zu finden – mit mäßigem Erfolg.
Bei meinem zweiten Versuch sah ich vor der Pappelbaumreihe einen Vogel aufdrehen. Außer ein paar kleinen ruppigen Thermikblasen war dort aber nichts zu holen. Auch über dem Acker vor der Halde bin ich nicht fündig geworden.
Das kann doch nicht wahr sein!
Also wieder zurück zum Startplatz und es erneut versuchen. 😉
Theo und Jo fanden um 14:00 Uhr einen Bart direkt über der Schleppstrecke, in dem sie sich auf knapp 1.000 m hoch arbeiten konnten. Beide landeten aber kurze Zeit später wieder. 🙁 Für Jo war es am Ende ein 6,8 km flachen Dreieck.
Ich stand um 14:20 Uhr zum dritten Mal am Start und wurde von Jürgen auf 290 m hoch gezogen. Nach einigen Suchkreisen fand ich südlich der Schleppstrecke schwaches Steigen. Mit durchschnittlich 1 m/s ging es auf 500 m rauf. Als das Steigen schwächer wurde, wechselte ich auf die Nordseite und fand hier den ersten guten Bart, in dem es mit teilweise 4 m/s nach oben ging. Mit gut 1.100 m bin ich dann über die A57 zur Halde Pattberg geflogen, wo es in dem nächsten Bart mit 4 m/s auf 1.300 m hoch ging.
Das reicht für die Rheinquerung
Vor Dinslaken hatte ich nur noch 340 m Höhe. Zu wenig um über den Ort zu fliegen. Zum Glück fand ich dann doch noch schwaches Steigen und konnte mich auf 600 m hoch arbeiten. Ich flog dann Richtung NO über die Stadt und verlor dabei rapide an Höhe. Ich hatte mir schon eine Landewiese ausgesucht, als ich den „Bart des Tages“ fand, der mich in 8 Minuten von 200 auf über 1.500 m hoch trug. 😉
Hinter der A3 hier begann für mich fliegerisches Neuland.
Im Osten erkannte ich den Flugplatz „Schwarze Heide“. Nördlich davon drehten zwei Segelflugzeuge über dem ausgedehnten Waldgebiet. Das lag genau auf meiner Flugrichtung und die beiden zeigten mir den Einstieg in den nächsten Bart. So langsam wurde mir klar, welches Potential dieser Tag hatte und noch mehr wurde mir bewußt, das ich einen riesen Fehler gemacht hatte: Ich hatte mich viel zu dünn angezogen. Auf Basishöhe waren es bestimmt weniger als -5°C. Mir war stellenweise so kalt, das ich total am zittern war. Keine guten Voraussetzungen für einen langen Streckenflug in guter Frühjahrsthermik.
Mit 1.100 m ging es über den Wesel-Datteln-Kanal Richtung A31. Auf Höhe der „Witte Berge“ ging es in einem ziemlich ruppigen Bart nochmal auf 1.100 m rauf. An den Windrädern konnte ich erkennen, dass der Wind leicht zugenommen hatte und auf westliche Richtung gedreht hatte. Ich flog noch ein Stück die A31 lang und nördlich an Lembeck vorbei. Ich war völlig durchgefroren und viel zu unkonzentriert um auf den nächsten Kilometern noch irgendwas zustande zu bringen. Nach 50,9 km bin ich vor „Klein Reken“ in der Nähe eines Bauernhofes auf einer Wiese gelandet.
Nachdem ich meine Sachen zusammengepackt hatte, habe ich mich bei Jo und Holger zurückgemeldet, die so nett waren, den Rücktransport für mich zu organisieren.
Wir bauen gerade ab. Nach dir ist keiner mehr hoch gekommen. Außer Theo. Er dreht gerade über der Halde auf.
Ich bin dann zurück zur A31 getrampt und habe mich an der Autobahnausfahrt Lembeck in das McDonalds-Restaurant gesetzt.
Um 18:00 Uhr kam dann Andreas vorbei, der so nett war mich hier abzuholen. Wir haben dann noch gut eine Stunde gewartet und immer wieder versucht Theo auf seinem Handy zu erreichen. Als wir uns schon dazu entschlossen hatten nach Hause aufzubrechen, meldete sich Theo aus dem 40 km entfernten Lüdinghausen.
Ich kann es noch nicht glauben, dass ich bis in meine alte Heimat gekommen bin.
Theo hat mit diesem 78,3 km Flug mal wieder seine Klasse bewiesen. Absoluten Respekt!
Vielen Dank an Jo und Jürgen fürs Schleppen und die anderen Helfer vom Verein Gleitzeit e.V.. Einen besonderen Dank an Andreas für zurückholen.
Hallo Martin,
vielen Dank für den tollen Flugbericht!
Schön, dass Du Deinen R10 endlich vernünftig ausfliegen konntest.
Wie bereits erwähnt konnte ich Dich aus dem Fenster meiner Eltern bewundern, als Du den Wolken Richtung Norden folgtest… :-). Nun ist die Flugsaison auch am Niederrhein angekommen. Ein toller Anfang!
Schöne Grüße
Jarek
Ich hab schon nach 10 km gefroren 🙂
Schöne Flüge du und Theo .
Theo’s 78 km Flug ist mit 195 Punkten zur Zeit der weiteste im XCCup 2012 eingereichte Flug.
In der Gesamtwertung liegt er auf Platz 3 der GS-Performance-Klasse.
Meinen Glückwunsch
Danke für die Glückwünsche. Ja, es war wirklich kalt, vor allem oben rum. Aber mit der Zeit sind wohl die Endorphine ins Spiel gekommen . Aber gezittert hab ich noch nicht. Dafür stieg der Druck auf der Blase so ab 50 km mächtig an.
Der Einstieg in die Thermik war auch beim 4. Start nicht ganz einfach, aber dies mal ging es bis auf 1100 m hoch und ich hatte eh keine Wahl und so bin ich losgeflogen.
Die schwarze Fläche vor Rheinberg, die sonst immer so gut geht, hat mich diesmal im Stich gelassen und so flog ich am See vorbei bis Rheinberg, um von der Stadtthermik zu profitieren. Nach vorsichtigem Abtasten und Suchen fing es auch ganz leicht an zu piepsen und mit aller Konzentration konnte ich mich dann ganz langsam wieder ausgraben. Vor dem Rhein wurde die Thermik dann komfortabel und in ca. 1500 m flog ich dann eine Wolkenstraße entlang. In der Nähe des Benzinlagers zwischen Friedrichsfeld und Hünxe (hier ging es bisher immer) hab ich dann eine schwache Thermik zentriert, denn um diese Tageszeit, kann man nicht mehr auf den Hammerbart hoffen. Nun kurz hab ich an meine letzte, ungeschickte Außenlandung zwischen Lippe und Seitenkanal gedacht, die mir eine längere Wanderung beschert hatte.
An der A3 hab ich dann auch noch mal eine paar Kreise gemacht und bin dann bis kurz vor Dorsten abgeglitten. Kurz vor der Stadt ging es dann langsam wieder hoch und über ein Mun-Depot, aber da es keine Sperrzone gibt, bin ich mal davon augegangen, dass auch keiner schießt. Damit war ich auch schon über die A31 und flog weiter nach Osten auf den Chempark Hüls zu, den ich noch aus meiner aktiven Segelflugzeit in den 70ern als (stinkende) Warmluftquelle kannte. Gottseidank bekam ich vorher noch einen schwachen Lift, denn so weit hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft. Langsam kam ich wieder auf 1000 m und so auch in den Gleitwinkelbereich von Haltern, mit dessen See mich viele Jugenderinnerungen verbinden.
Weiter dahinter konnte man schon gut den Segelflugplatz Borkenberge sehen, wo ich immer schon mal landen wollte, um den alten Segelflugkollegen zu zeigen, was mit dem Gleiti so geht. Über Haltern habe ich mich dann an einem Nullschieber festgeklammert und bin mit der südwestlichen Strömung immer näher an das neue Ziel herangekommen. Und wenn der Winkel dann immer steiler wird, weiß man, es reicht. Mit Trimmspeed und Rückenwind kam Borkenberge dann schnell näher. Und schon überlegte ich, wen ich wohl alle dort treffen würde. Auf dem Platz sah ich bewegte sich kein Flieger mehr, es ging ja auch schon auf 7 Uhr zu. Die Jungs waren wohl schon alle beim Biertrinken. Kurz vor dem Platz dann das Unerwartete, aber nicht ganz Unbekannte, die Umkehrthermik über den Kieferwäldern bescherte mir noch mal einen satten 2 m Bart, der mich über dem Platz bis auf 1300 m beamte, keine Böe, keine ruckler, einfach nur Steigen. Also kein Wiedertreffen, schließlich konnte ich so noch mehr als 10 km machen und da ich wusste, das in Lüdinghausen ein Bahnhof mit regelmäßigem Zugverkehr existiert, bin ich dorthin geflogen. Glücklicherweise hat mir Andreas, der schon Martin im Gepäck hatte, angeboten auch noch bis Lüdinghausen zu fahren. Vielen Dank!
Allo Martin und Fliegerfreunde vom Niederrhein,
ja es war wirklich ein toller Flugtag für uns im Flachland. Glückwunsch für Eure tollen Flüge. Hoffe wir können in dieser Saison wieder zeigen wie es im westlichen Flachland (auch) geht. In Gaupel sind wir zahlreich und gut weggekommen, eisig war’s oben. Einer unser Piloten (Luca) hat es bis hinter Osnabrück geschafft (74 km); mich selber – ich war später dran – hat die CTR vom FMO und der Wind zunehmend aus WEST ziemlich gestresst und durch kleine taktische Fehler war ich dann, als ich um die „nord-westliche Ecke“ rum war, leider abgesoffen. Trotzdem ein toller Flug, weite Sichten, bis 1.700m GND. Ich wünsche uns allen tolle Flüge in 2012. Grüße an den Niederrhein!
markus (2birds.de)
Unglaublich, was Martin und Theo aus dem doch so am Anfang mässig aussehenden Tag gemacht haben… Herzlichen Glückwunsch! Freue mich auf eine tolle Saison 2012 mit Euch! Solche Flüge sind für mich unglaublich motivierend, da sie einem zeigen, wieviel man aus einem noch so zunächst anscheinend mässigen Tag rauszuholen kann…
Beste Grüße Andreas
Hallo Andreas,
an thermisch interessanten Tagen schaue ich auch mal hier rein 🙂
http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/daily.html?df=2012-04-08&sp=2012&rt=olc&st=olc&c=DE&sc=nw
Schöne Grüße
Jarek
Hallo Theo,
Du bist auch ein erfahrener Segelflieger, ich habe da zwei Fragen zu den Flügen aus Leverkusen.
Die besten drei wurden auf ASG 29/18m geflogen. So wie ich es verstehe, besitzen diese Segelflugzeuge auch Motoren. Dürfen diese bei solchen Flügen öfters eingesetzt werden oder nur als eine Art Einstiegshilfe?
Würde uns die Thermik in dieser Höhe auch schon so früh tragen oder ist das nur was für Segelflugzeuge. Ich kann es nicht fassen, dass sie anfangs April schon so früh auf Strecke gehen konnten.
Schöne Grüße
Jarek