Nach einer dreiwöchigen Schlechtwetterperiode stellte sich gestern endlich wieder passables Flug­wetter ein. Für mich die Gelegenheit den neuen Ozone Mantra M4 mal Probe zu fliegen. Ich war mir etwas unsicher, welche Schirmgröße für mich die passende ist: ML (90-105 kg) oder L (100-120 kg). Obwohl ich schon reichlich abgespeckt habe, bringe ich mit voller Flugausrüstung immer noch 108 kg auf die Waage 🙁

3 kg Überladen? Kein Problem!

Gestern Nachmittag war ich mit dem Testschirm auf dem Schleppgelände Sevelen. Der Segelflugwetterbericht meldete mäßige Thermik, Basishöhen bis 1.200 m und einen 15er Wind aus SO. Ich konnte es gar nicht erwarten, den Schirm auszupacken und genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Konstruktion, Verarbeitung und verwendeten Materialien gehören einfach zum Besten, was es zur Zeit auf dem Markt zu kaufen gibt.

Thermikfliegen über dem Schleppgelände Sevelen :: © Martin Speis
Nach ein paar kurzen Aufziehübungen startete ich um 15:30 Uhr bei schwachem Seitenwind auf der Westseite des Schleppgeländes. Der Schirm ließ sich – ohne irgendwelche Tricks 😉 – sehr einfach starten und korrigieren. Beim „Steigen am Seil“ war ich überrascht wie direkt das Feedback des Schirms war.

Als mein Vario konstantes Steigen von 5 m/s anzeigte, klinkte ich aus und konnte direkt in einen 1–2 m/s Bart einsteigen. Nach ein paar Kreisen hatten wir uns angefreundet und ich war total begeistert, wie die Kappe auf kleinste Steuerbewegungen – ob über die Bremse oder Gewichtssteuerung – reagiert. Der Mantra lässt sich wunderbar dynamische und eng in der Thermik drehen. Über Sevelen konnte ich bis auf 550 m aufdrehen und bin dann gegen den Wind Richtung Osten geflogen. Hier zeigt der Mantra M4 seine wahre Stärke: unglaublich wie leichtgängig und effizient das Beschleunigungssystem arbeitet. „Halbbe­schleunigt“ nimmt der Schirm unverzüglich 10-15 km/h an Fahrt auf und man hat den Eindruck das die Gleitleistung kaum abnimmt. Der Wahnsinn 😉

Bei meinem zweiten Flug ging es am westlichen Rand von Sevelen mit durchschnittlich 1 m/s nach oben. Ich konzentrierte mich voll darauf den Schirm optimal in dem schwachen Steigen zu zentrieren, als mich plötzlich ein ohrenbetäubendes Geräusch aufschreckte. Ich sah wie ein Kampfjet direkt über mir lang flog, sich auf die Seite drehte und Richtung SW weiter flog. Ich erwartete jeden Moment von seiner Wirbelschleppe auseinander genom­men zu werden. Zum Glück ist mir diese Erfahrung erspart geblieben. Nachdem ich gelan­det war, erzählten mir die Kollegen, die diese Szene beobachtet hatten, dass das ganz schön knapp aussah. Schluck.

Nachdem ich mich wieder gesammelt hatte bin ich zurück Richtung Startplatz geflogen. Am Ortsrand konnte ich noch zweimal in einer Thermik aufsteigen und das tolle Thermik­handling des Mantra M4 genießen.

Ich werde auf jeden Fall den Mantra M4 auch in der Größe L testen. Ist vielleicht fürs Flachland besser, ein wenig mehr Fläche über sich zu haben.

In der folgenden Tabelle habe ich für mich mal die wichtigsten technischen Daten vom Mantra M4 in den Größe ML und L meinem aktuellen Schirm gegenübergestellt:

Technische Daten

Aircross U-Sport Ozone Mantra M4
Grösse L ML L
Gewichtsbereich 100-115 90-105 100-120
ausgelegte Fläche (m²) 26,00 25,60 28,10
ausglegte Spannweite (m) 13,30 12,90 13,52
ausgelegte Streckung 6,80 6,50 6,50
projezierte Fläche (m²) 22,20 21,80 23,90
projezierte Spannweite (m) 10,50 10,18 10,67
projezierte Streckung 4,94 4,76 4,76
Flügeltiefe 2,52 2,51 2,63
Gleitschirmgewicht 7,6 5,9 6,1
Anzahl Zellen 81 63 63
Flächenbelastung max. 4,42 4,10 4,27
Flächenbelastung 4,23 4,22 3,84

Vielen Dank an Michael Müller von Moselglider.de für den Tester und den tollen Service.