Nach dem die letzten Tag durch sonniges, aber extrem windiges Wetter, bestimmt waren, zeigte sich für Gestern endlich mal wieder ein “kleines Flugfenster”. Das Segelflugwetter meldete für Nordrhein-Westfalen: gute Wolkenthermik, Ba­sishöhe 1.500 m, die am Nachmittag auf 1.800 m ansteigt und mäßiger Wind aus SW.

Als ich um 11:30 Uhr am Schleppgelände Halde Norddeutschland ankam, hatte Heiko schon alles aufgebaut und Dieter die ersten Schlepps durchgeführt. Ich packte in Ruhe meine Ausrüstung aus und bereite mich auf den Start vor. In der Zwischenzeit drehte der erste Pilot über der Ostseite des Geländes auf und gewann zusehends an Höhe. Die Bedingungen sahen richtig gut aus!

Um 12:30 Uhr bekam ich das erste von zwei Seilen, an dem mich Dieter bis auf 340 m hoch schleppte. Nach dem Ausklinken flog ich direkt über das Gelände zurück und suchte über dem Averdunkshof den Einstieg in den ersten Bart. Über mir drehte Man­fred, in gut 800 m Höhe, seine Kreise. Das Steigen was ich hier fand war allerdings nicht sehr ergiebig. Ich flog etwas vor und fand direkt über dem Oststartplatz den ersehnten “Einstiegsbart”, mit dessen Hilfe es flott auf 1.270 m rauf ging.

Das fängt ja gut an!

Rheinquerung bei Dinslaken :: © Martin SpeisHinter der A42 fand ich den nächsten Bart, den ich zweimal “nach zentrieren” musste, um an die Basis zu kommen. Mit 1.300 m überflog ich den Rhein und steuerte hinter Dinslaken die Stelle an, wo ich vor 2 Monaten den “Bart des Tages” gefun­den hatte. Und tatsächlich! Ich fand die Thermik an fast der selben Stelle. Leider zog sie dieses Mal nicht so gut durch :-(. Bei 800 m bin ich ausge­stiegen und habe es weiter östlich, hinter der A3, probiert. Mit Erfolg! Dieser Bart brachte mich wieder auf über 1.500 m. Unter mir lag der Flugplatz Schwarze Heide und weiter im Osten der nächste größere Ort Dorsten. Dort drehten unter einer großen Wolke ein ganzer Pulk von Segelflugzeugen.

Thermikquelle Chemiepark Marl :: © Martin SpeisParallel zum Weser-Datteln-Kanal überflog ich den Ort und fand direkt hinter dem Segelflug­platz Dorsten-Am Kanal die erhoffte Thermik. Mit teilweise 3,5 m/s, ging es Richtung Basis, auf über 1.700 m hoch ;-). Richtung Osten lag die nächste Thermikquelle: der Chemiepark Marl. Theo hatte mir schon einige Male davon erzählt und ich wurde nicht enttäuscht 😉

Über Haltern am See :: © Martin SpeisWeiter ging es über mir unbekanntes Land. Im Osten konnte ich den nächsten Ort mit einigen umliegenden Seen erkennen. Das musste Haltern am See sein. Auf dem Weg dorthin tanzten auf einmal ein paar Schwalben vor mir in der Luft und markierten mir den nächsten Bart ;-). Ich war inzwischen knapp 2 Stunden unterwegs und mein C-Pilot zeigte mir an, dass ich schon 50 km vom Ziel entfernt war.

Das könnte heute ein 100er werden!

Auf dem Display wurden mir in meiner Flugrichtung zwei neben einander liegende Flugbeschränkungsgebiete angezeigt: die ED-R115 Haltern und die ED-R110 Borken­berge. Ich war mich nicht sicher, ob die beiden aktiv waren oder nicht.

Mitten durch oder südlich daran vorbei fliegen?

Ich entschloss mich zwischen beiden hindurch zu fliegen, da direkt da hinter zwei Segelflieger unter einer Wolke am steigen waren. Als ich die ED-R hinter mir hatte, machte ich mich auf die Suche nach der nächsten Thermik. Ohne Erfolg.

Kurze Zeit später hatte ich nur noch 480 m Höhe. Vor mir lagen ein paar trockene Felder und dahinter eine Hochspannungsleitung. Als ich diese überflog, traf ich auf einen äußerst ruppigen Bart. Ich drehte ein und versuchte mit voller Konzentration meinen U-Sport ruhig über mir zu halten und das Steigen zu zentrieren. Das gelang mir auf den ersten 300 Höhenmeter ganz gut. Aber dann habe ich den Bart verloren und dieses Mal nicht mehr wieder gefunden :-(.

Kurz vor der Landung in Hiddingsel :: © Martin SpeisIch flog den nächsten Ort an und mir war klar:

Das war es.

Ich landete neben einem Fußballplatz – das Spiel war gerade angepfiffen worden – auf einer Wiese, die kniehoch mit Brennnessel durchsetzt war.

Ich raffte meinen Schirm zusammen und ging Richtung Sportplatz, um mich erst mal zu orientieren. Ich war in der Nähe von Dülmen, im Ortsteil Hiddingsel gelandet, gut 70 km Luftlinie von Neukirchen-Vluyn entfernt. Auf meinem iPhone sah ich, dass mir Max eine SMS geschickt hatte:

Wenn Du abgeholt werden willst, sag Bescheid.

Da habe ich nicht nein gesagt ;-). Um 18:00 Uhr waren wir zurück beim Averdunkshof und kurze Zeit später zu Hause. Rechtzeitig, um noch die Höhepunkte in dem Wahn­sinnsspiel zwischen Spanien und Italien mit zu bekommen.

Weitere Details zu meinem 73,6 km Flug findet ihr im DHV XC.

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