Ich trage dieses Traum schon lange mit mir rum. Es gibt hier am Niederrhein – trotz der vielen Lufträume – zahlreiche Möglich­keiten eine solch grosse Aufgabe zu realisieren. Eine dieser Linien führt vom Schleppgelände Sevelen Richtung Osten zum ersten Wendepunkt „Haltern am See“, dann nach Nordwesten zum zweiten Wendepunkt „Bocholt“ – den man problemlos auch noch was nach Norden verschieben kann – und dann über Rheinberg zurück zum Ausgangspunkt. Das Gute an dieser Strecke ist, dass man schon ein paar Kilometer vor Wesel das FAI „geschlossen“ hat und alles danach „Bonus“ ist. So weit die Theorie!

Der heute Tag versprach ganz gute Bedingungen um so eine Aufgabe zu versuchen: geringer SW-Wind in der Höhe, gute Cumulusthermik mit Steigwerter um 2 m/s, allerdings relativ niedrige Basis die erst am Nachmittag von 1.200 m auf 1.500 m ansteigen sollte.

Um 11:00 Uhr waren die ersten Piloten am Schleppgelände. Schnell war das Gelände abgesperrt und die Winde war aufgebaut. Ich hatte mal wieder das absolute Glück und durfte als einer der ersten Piloten ans Seil. Ich glaube die meisten wissen ein solches Privileg überhaupt nicht zu schätzen:

Danke das ihr mir das ermöglicht.

Ich startete um 12:20 Uhr und wurde direkt in die Ablösung hineingeschleppt. 10 Minuten später war ich auf 1.200 m und flog Richtung Kamp-Lintfort. Direkt über dem Ort kreisten ein paar Greifvögel, die mir die nächsten beiden Bärte anzeigten. Über Rheinberg noch mal Höhe tanken und dann mit Speed über den Rhein.

Kurz vor Voerde war mein Höhenpolster auf unter 200 m geschrumpft und ich stellte mich innerlich schon auf die Landung ein. Grrrr … und das bei so einem guten Start. Als ich über die ersten Häuser flog, stieg mir der Geruch von Grillwürstchen in die Nase und ich began wieder zu steigen. Was für ein Glück. Kurz danach war ich wieder auf 1.250 m und damit wieder im Rennen. Ich versuchte jetzt nicht mehr unter 1.000 m zu sinken.

Die nächsten 1½ Stunden hatte ich mit einem ganz anderen Problem zu kämpfen: der niedrigen Basis. Auf der Strecke zum ersten Wendepunkt zogen die Wolken so gut, das ich immer wieder dafür sorgen mußte eine Wolkenberührung zu vermeiden. Es waren um diese Zeit auch ziemlich viele Segelflieger auf diesem Kurs unterwegs … Safety first. 😉 Ich pendelte also ständig zwischen 1.000 m und 1.250 m.

Kurz vor Haltern am See setzte ich um 15:00 Uhr den ersten Wendepunkt und flog jetzt mit leichtem Crosswind Richtung Nordwest. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass der Wind mit jedem kilometer stärker wurde. Hinter der A31 ging es unter der letzten Wolke bis auf 1.450 m hoch, bevor sich ein riesiges blaues Loch vor mir auftat. Leider verließ mich das Glück die folgenden Thermiken zu nutzen und so stand ich nach vier Stunden Flugzeit bei Raesfeld am Boden.

Auch wenn es mit dem Dreieck nicht geklappt hat, ist es ein ereignisreicher 77,9 km Flug geworden.

Zurück ging es mit den Öffentlichen: Borken – Essen – Krefeld – Nieukerk. Um 20 Uhr war ich zurück am Platz 😉

Vom Schleppgelände Kaiskorb flog Pedro Citoler ein 39,8 km und Bruno Raczeck ein 31,8 km flaches Dreieck. Meinen Glückwunsch.