Perfekt: 5 Windenfahrer, 2 Winden, somit 4 Seile und gerade mal eine Hand voll Piloten. Der Tag hätte nicht besser beginnen können!

Huub und Leo vom benachbarten Club Para Cumulus hatten ihre Stufenschlepp taugliche Winde mitgebracht – eine gute Gelegen­heit, das mal auf unserem Gelände auszuprobieren.

Beim ersten Versuch zog Huub beim Eindrehen zur zweiten Stufe etwas zu früh an. Die spezielle Stufenschleppklinke gab augenblicklich das Seil frei. Absolut save!

Beim zweiten Versuch klappte es besser und Huub zog mich in drei Stufen auf 300 m hoch. Das klingt jetzt nicht gerade berauschend, zeigt aber deutlich ein Problem, mit dem wir auf dem Schleppgelände Sevelen an guten thermischen Tagen immer wieder zu kämpfen haben: Starke Ablösungen in der Nähe des Schleppgeländes (z.B. über dem Ort) sorgen für ein großflächiges Abwindband direkt über der Schleppstrecke. Das Resultat sind niedrige Ausklinkhöhen und damit kaum eine Chance die nächstgelegene Thermik zu erreichen. Man hätte deutlich mehr Höhe herausholen können, aber wir hatten vereinbart, dass ich innerhalb der Schleppstrecke bleibe und mich nicht Richtung Ablösung versetzen lasse. Ich bin immer wieder begeistert, wie einfach und sicher das Stufenschleppen nach dem niederländischen Prinzip funktioniert. Veel dank aan Huub en Leo.

Nach dem Ausklinken bin ich nach rechts über die Waldkante Richtung Bauernhof geflo­gen. Das schwache Steigen war nicht gerade überzeugend. So bin ich quer über das Ge­lände geflogen und habe mit gerade noch 160 m Höhe mein Glück direkt über dem Ort gesucht und gefunden 😉 Nach einigen Suchkreisen ging es mit stellenweisen 3 m/s Stei­gen auf über 1.200 m hoch. Bei dem schwach vorhergesagten Höhenwind aus nördlicher Richtung hatte ich überlegt, eines meiner geplanten 50+ Dreiecke (Xanten – Neukirchen – Straelen) in Angriff zu nehmen.

Mein erstes Ziel war Issum. Für die 5 km Strecke benötigte ich 11 Minuten und verlor fast 800 m Höhe. Während ich mich wieder auf 1.250 m hoch arbeitete,  überlegte ich mir, ob es eine gute Idee wäre, weiter Richtung Norden zu fliegen. Die beiden nächsten Orte waren 8 km (Alpen) bzw. 9 km (Sonsbeck) entfernt. Das Risiko, dort mit zu geringer Höhe anzukommen, war mir zu groß. So entschloss ich mich, erst mal Richtung Westen nach Geldern zu fliegen. Über dem Heidesee erreichte ich eine Höhe von fast 1.500 m. Was für ein genialer Tag!

Hinter Geldern habe ich mich dann entschlossen, mit dem leichten Rückenwind nach Süden zu fliegen. Mein Ziel war, möglichst jedes Steigen mitzunehmen und immer über der 1.000 m Marke zu bleiben. Bis Pont funktionierte das ganz gut. Mittlerweile war ich schon gut 1½ Stunden unterwegs und ich hatte Durst. Eine Wasserflasche hatte ich im Rückenteil meines Advance Impress Gurtzeuges verstaut – leider unerreichbar für mich. Und dann die Kollegen über Funk:

Komm zurück! Wir haben hier ein kühles Bier für dich.

Als ich über Straelen ankam, war ich gerade noch 300 m hoch. Ein Greifvogel zeigte mir den Weg in die nächste Thermik. Es gibt nichts schöneres, als mit einem dieser genialen Vögel ein paar Minuten im selben Bart zu kreisen. Ich fand es teilweise sehr schwierig, die Bärte über den Städten sauber zu zentrieren. Manche Thermikschläuche teilten sich oder es rauschten kleine heftige Blasen durch. Ich musste immer mit voller Konzentration fliegen, um den Bart nicht zu verlieren und so manches Mal beherzt eingreifen, um einen Klapper zu verhindern.

Herongen, 1.200 m, 2 Stunden Flugzeit – so lange am Stück war ich ja schon ewig nicht mehr in der Luft.

Hinter der A40 – auf Höhe des Segelflugplatzes bei Venlo – ging es nochmal auf 1.400 m hoch. Im Süden drehte über jedem Ort mindestens ein Segel­flugzeug und machte ordentlich Höhe. Ein Blick auf mein Garmin 60CS zeigte mir, dass ich mir über Kontrollzonen auf dem weiteren Weg erst mal keine Gedanken machen musste. Weiter ging es über Kaldenkirchen und Bracht nach Brüggen. Inzwischen zog von Westen eine immer dichter werdende hohe Schichtbewölkung auf. Für die 7 km nach Niederkrüchten gingen dann mal eben 700 m Höhe drauf. Mittlerweile war ich über drei Stunden unterwegs und fühlte mich noch immer recht fit. So langsam fing ich an zu rechnen, wie viel Kilometer ich denn schon geflogen war. Das Compeo zeigte „35 km Entfernung vom Start“ plus ca. 10 km „Umweg“.

Noch nicht mal 50 km – und das nach 3 Stunden Flugzeit!

Richtung Süden lag jetzt alles im Schatten und vor Wegberg habe ich nichts mehr gefun­den. Den Ort umflog ich dann westlich mit weniger als 400 m Höhe, um auf der Rückseite des Ortes noch etwas zu finden. Leider ist es mir nicht gelungen, mich hier noch einmal auszugraben. Gelandet bin ich auf einem gut gepflegten Rasenplatz.

Nachdem ich mich bei den Kollegen zurückgemeldet und meine Ausrüstung zusammen­gepackt hatte, habe ich mich auf den Weg Richtung Bahnhof gemacht. Über Mönchen­gladbach und Krefeld bin ich zurück nach Nieukerk gefahren. Um 20:00 Uhr war ich rechtzeitig zum Grillen bei meiner Familie. So macht Fliegen Spaß!

Meinen bis jetzt längsten und mit 59,4 km weitesten Flug findet ihr im DHV XC.

Am Nachmittag wurden vom Schleppgelände Sevelen noch weitere Strecken geflogen:

  • Matthias Klinger (Skyline Falcon) flog 20,7 km bis kurz vor Venlo
  • Günther Leo (Apco Presta) flog ca 24 km
  • Christian Wiesner (Niviuk Artik) flog ca. 18 km

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